Wald- und Heideland e. V.

Wegehandbuch erschienen

Kirchenstrasse Elbe-Elster Wegehandbuch macht Lust zum Entdecken

Von Gabi Zahn
Es gibt jetzt ein Wegehandbuch, das Lust zum Entdecken in der Nachbarregion macht. Naundorfs Gotteshaus ist der Berührungspunkt. Auf nahezu 130 Seiten finden sich Einzelheiten zu neun thematischen Touren, die 50 Gotteshäuser in der Region verbinden.
Die Kirchenstraße Elbe-Elster im brandenburgischen Nachbarkreis hat jetzt einen eigenen „Wegweiser“. Es ist ein Wegehandbuch im A-5-Format, das in jeden Rucksack passt. Auf nahezu 130 Seiten finden sich Einzelheiten zu neun thematischen Touren, die 50 Gotteshäuser in der Region verbinden.

Der Bucheinband zeigt einen blauen Himmel. Zwischen weißen Wolken strahlt die Sonne hervor. So ein Bild macht Lust auf das Unterwegssein. Grüne Hinweisschilder zeigen wohin: „Weg 1 – Die Gute Botschaft“ (Arnsnesta, Brandis, Schönewalde, Ahlsdorf, Hohenkuhnsdorf, Stolzenhain). Auf dieser Strecke wird die Grenze nach Sachsen-Anhalt überschritten. Von Jessen aus gelangt man zur „Route 7“ der Mitteldeutschen Kirchenstraße Sachsen-Anhalt. Sie führt zur „Botschaftskirche“ in Naundorf bei Seyda und verbindet die Kirchen des südlichen Flämings.

Wie Sachsen-Anhalt und Sachsen

Der Blick nach Sachsen-Anhalt und Sachsen zur Mitteldeutschen Kirchenstraße war einst ausschlaggebend für die Initiative, in der brandenburgischen Elbe-Elster-Region ein ähnliches Netzwerk zu schaffen. Die „Schnittstellen“ auf dem erwähnten „Weg 1“ und am „Weg 3“ bei Saxdorf in Richtung Ostelbien/Sachsen) dürften neugierig machen auf die jeweils benachbarte Region.

Herausgegeben vom Verein Wald- und Heideland mit Sitz in Schlieben zeichnet Kunsthistorikerin Dr. Juliane Stückrad vordergründig für die Textredaktion des Werkes verantwortlich. Sie erläutert: „Die Kirchengemeinden griffen die Idee der Mitteldeutschen Kirchenstraße auf, weil die heute durch die Grenzen dreier Bundesländer zerteilte Region einst zum Wittenberger Kurkreis gehörte.“

Das Buch ist das Ergebnis von vielen Monaten Arbeit. Sie waren angefüllt mit der Suche nach Ideen und Konzepten, mit Recherchen, Absprachen, Überarbeitung aller Informationen – und mit der Umsetzung. Juliane Stückrad: „Es war ein langer Prozess. Wir haben uns auf diese kooperative Zusammenarbeit eingelassen. Umso mehr trägt nun das Buch die Handschrift von hiesigen Pfarrern und Kirchenverantwortlichen. Jeder hatte die Chance mitzuschreiben. Ich habe die Ideen und Wünsche zusammengetragen sowie Eigenes vorgeschlagen. Wir haben uns erneut abgestimmt, bis letztendlich das Manuskript korrigiert war und in Druck gehen konnte.“

Bewusst wird auf eine bloße Aneinanderreihung von baugeschichtlichen Fakten verzichtet. Sie würde eher zum oberflächlichen Betrachten und zum „Schnelldurchlauf“ verleiten. Vielmehr wird der interessierte Leser mit kurzen Geschichten ein klein wenig an die Hand genommen. Die Zeilen machen Lust auf das eigene Entdecken vor Ort. Religions- oder kulturwissenschaftliche Hintergründe sind leicht verständlich eingearbeitet. Kartenausschnitte kennzeichnen den Wegeverlauf. Fotos zeigen die Ansichten der Gotteshäuser, Altäre oder besondere Figuren.

„Jeder sakrale Bau ist einzigartig. Vom Einzelfall aus verweisen wir auf größere Zusammenhänge, die auch das Thema des jeweiligen Weges erklären“, sagt Juliane Stückrad. So ist der mit 12,5 Kilometern kürzeste „Weg 2“ von Bernsdorf über Grassau nach Dubro dem Ablauf des Kirchenjahres gewidmet: Welchen Hintergrund haben christliche Feste, wie wirken sie sich auf die Baugeschichte aus? Besucher finden in den Kirchen Ausschmückungen mit Blüten- und Fruchtmotiven. Sie stehen für bäuerliche Traditionen, symbolisieren Nähe zur Natur.

Nirgendwo sonst sind Kulturgeschichte, Religion und Volkskunde enger miteinander verwoben als in Gotteshäusern: Der „Weg 9“ (Mühlberg, Falkenberg, Uebigau, Herzberg, Schlieben) ist den katholischen Gotteshäusern gewidmet: Sogar Einheimische wissen oft nicht (mehr), dass die unscheinbar wirkenden Kirchen in Uebigau und Schlieben ein Zeugnis der Vertreibung von Menschen aus ehemaligen deutschen Ostgebieten sind. Sie wurden zum Teil heimlich eingerichtet, um zugezogenen katholischen Christen die Ausübung ihres Glaubens zu ermöglichen.

Menschen neugierig machen

Mit dem Wegehandbuch verbinden sich Hoffnungen: „Möge es helfen, viele Menschen neugierig auf unsere Region zu machen. Die Kirchenstraße Elbe-Elster ist eines unserer anspruchsvollsten Tourismusprojekte, das wir dank der europäischen Leader-Förderung ins Leben rufen konnten. Jetzt kommt es darauf an, die Wege mit Leben zu erfüllen“, sagt Matthias Lohfink vom Wald- und Heideverein. Unter seinem Dach hatten die Kirchengemeinden vor etwa fünf Jahren das Vorhaben begonnen.

Juliane Stückrad ergänzt: „Kirchen behalten nur dann ihre ureigene Aura, wenn sie nicht verwaisen und wenn darin auch Gottesdienst gefeiert wird. So ist das Buch nicht nur für Reisende, sondern auch für Einheimische gedacht.“ Das Grußwort von Schliebens Amtsdirektorin Iris Schülzke verbindet beide Anliegen und lädt herzlich zur Erkundungstour ein.

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Historie

Die kirchliche Verwaltungsstruktur weist noch heute auf historische Zusammenhänge im früheren Wittenberger Kurkreis (1499 bis 1807) hin. Kulturhistorikerin Juliane Stückrad erläutert die etwas komplizierte Vernetzung: „Die Kirchen des Kirchenkreises Bad Liebenwerda sind Teil des Probstsprengels Halle-Wittenberg innerhalb der Evangelischen Kirche Mitteldeutschlands (EKM). Der Kirchenstraße Elbe-Elster gelang es, die Grenzen der Landeskirchen zu überwinden, denn die Gemeinden des östlichen Teils des Elbe-Elster-Kreises gehören schon zum Kirchenkreis Niederlausitz der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz (EKBO), Sprengel Görlitz.“